Pubertät beim Hund

 

Nicht nur Menschen, auch Hunde kommen in die Pubertät. Wenn aus dem süßen, braven Welpen über Nacht ein widerspenstiger Junghund wird, wissen Sie: Es ist soweit: Ihr Vierbeiner wird langsam erwachsen. Dass viele Hundebesitzer nicht auf diese Lebensphase Ihres Tieres vorbereitet sind, zeigt sich vor allem daran, dass besonders viele Junghunde in Tierheimen abgegeben werden. Wir erklären Ihnen, wie sich die Pubertät beim Hund äußert und geben hilfreiche Erziehungstipps für den Alltag. Damit Sie und Ihr Tier diese besondere Lebensphase gemeinsam meistern und gestärkt daraus hervorgehen.
  

Wann kommt ein Hund in die Pubertät?

Genaugenommen beginnt die Pubertät mit dem Zahnwechsel, also circa ab dem sechsten Lebensmonat. In dieser Zeit passiert eine Menge im Gehirn Ihres Haustiers. Es ist geprägt von Wachstumsschüben und Hormonschwankungen. Welpen verlieren nun ihr flauschiges Fell, Hündinnen werden das erste Mal läufig und Rüden fangen an beim kleinen Geschäft ihr Bein zu heben. Außerdem wird das andere Geschlecht deutlich interessanter, denn die Pubertät beinhaltet in erster Linie das Erreichen der Geschlechtsreife Ihres Haustiers.

 Wie merke ich, dass mein Welpe in die Pubertät kommt?

Fällt Ihnen auf, dass Ihr Hund plötzlich so tut, als würde er Kommandos wie „Komm!“, „Sitz!“ und weitere nicht mehr kennen? Haben Sie vielleicht sogar den Eindruck, er würde sich von Ihnen distanzieren und bei Spaziergängen häufiger ausreißen? Beides sind unverkennbare Zeichen, dass Ihr Hund die Pubertät erreicht hat und auf dem Weg zur Adoleszenz ist.

Auch das Spiel mit Artgenossen kann nun deutlich ruppiger werden. Schuld daran sind hormonelle Veränderungen. Aber keine Angst: Es liegt nicht an Ihnen oder Ihrer Erziehung. Auch dies sind Hinweise darauf, dass Ihre Fellnase in der Hundepubertät steckt:
  • Rassetypische Verhaltensweisen werden geübt, zum Beispiel das Jagen oder Bewachen, z. B. von Territorium.
  • Gerüche anderer Hunde werden interessanter, das Urinmarkieren beginnt.
  • Stimmungsschwankungen: In der einen Minute liegt Ihr Welpe brav im Körbchen, in der nächsten flitzt er durchs Wohnzimmer. Oder er bellt plötzlich den Nachbarshund an, mit dem er sich sonst gut versteht.
  • Ihr Welpe kann unter Umständen auch neue, für Sie nicht nachvollziehbare Ängste entwickeln.
  • Lautstarke Äußerungen, wie Bellen, Jaulen, Knurren oder Winseln werden häufiger.
Seien Sie in dieser Zeit nicht zu streng mit Ihrem Vierbeiner, sondern lassen Sie ruhig mal fünfe gerade sein. Natürlich sollte ein gewisses Maß an Regeln beibehalten werden, denn Sie können Ihrem Hund nicht alles durchgehen lassen. Bedenken Sie aber, dass sich Ihr Welpe noch in der wichtigen Prägephase befindet, sodass schlechte Erfahrungen auch negativen Einfluss auf seinen späteren Charakter haben können. So können Sie am besten abwägen, wann es Zeit ist ein Auge zuzudrücken und wann Sie besser durchgreifen sollten.

Was passiert während der Hundepubertät?

Während Sie sich über das eigenartige und auffällige Verhalten Ihres Hundes wundern, passiert eine Menge in dem kleinen Körper.
Der Startschuss für die Hundepubertät ist die Produktion eines Hormons, das die Freisetzung der Sexualhormone in den Geschlechtsorganen aktiviert. Auch im Gehirn laufen nun einige Umbauten ab
  • Der Mandelkern (Amygdala) wächst. Er ist auch als emotionales Bewertungszentrum bekannt und steuert Wahrnehmung und Reaktion. Der Hund reagiert nun sensibler auf Umweltreize.
  • Wenn Synapsen, also informationsaustauschende Kontakte zwischen Nervenzellen, nicht regelmäßig gebraucht werden, baut die Großhirnrinde sie rigoros ab. Hier finden bewusste, kognitive Vorgänge statt. Hundeerziehung ist in dieser Lebensphase daher besonders wichtig.
  • Die gesteigerte Neugier lässt sich durch Veränderungen an den Dopaminrezeptoren erklären. Ihr Welpe kann sein Belohnungssystem jetzt leichter anregen. Deswegen lässt er sich nur noch schwer von vermeintlich lohnenden Beschäftigungen abbringen, kann sich aber auch gut auf das Hundetraining einlassen, wenn es abwechslungsreich und mit vielen Belohnungen gestaltet ist.
Wie Sie sehen, passiert in diesem Lebensabschnitt einiges im Inneren Ihres Vierbeiners. Auch für ihn ist das keine leichte Zeit. Wenn er sich mal seltsam verhält, macht er es nicht absichtlich. Denken Sie immer daran: Es ist nur eine Phase!

 
Wie lange dauert die Pubertät beim Hund?

Wie lange die Pubertät bei Hunden dauert, ist sehr individuell und unter anderem auch stark vom Geschlecht abhängig. Hündinnen durchlaufen z. B. eher die Pubertät als Rüden.
Mit dem Begriff „Pubertät“ ist primär die Geschlechtsreife gemeint. Es folgt die Phase der Adoleszenz, in der Ihr Vierbeiner nochmal emotional und sozial reift, bevor er mit etwa zwei bis drei Jahren die sogenannte Zuchtreife erreicht.
Eine spezielle Nahrung kann Ihr Haustier während des Übergangs vom Welpenalter hin zum ausgewachsenen Hund unterstützen, indem sie ihn mit essenziellen Nährstoffen versorgt.
Übrigens: Es ist falsch, dass eine Kastration das Verhalten Ihres Hundes verändern kann, bzw. ihn umgänglicher macht. Einige durch die Pubertät indizierte Verhaltensmuster können zwar beeinflusst werden, dennoch muss diese Entscheidung wohlüberlegt sein und kann nur von einem Tierarzt getroffen werden. 

Tipps für den Umgang mit pubertierenden Hunden

Kommt Ihr Hund in die Pubertät, lautet die wichtigste Regel: Ruhe bewahren. Die Pubertät ist ein natürlicher und wichtiger Prozess im Leben Ihres Hundes und gehört einfach dazu. Haben Sie Geduld mit Ihrem Tier. Es scheint zwar, als hätte Ihre Fellnase alles vergessen, was sie im jungen Welpenalter gelernt hat, aber das sollte Sie nicht davon abhalten, weiter zu trainieren. Deswegen ist es nun besonders wichtig konsequent zu sein – beim Training und im Alltag. Sie sind in dieser „Umbauphase“ die Konstante im Leben Ihres Tieres und bieten ihm als Rudelführer Orientierung.
Sozialisieren Sie Ihren Junghund weiter und versuchen Sie in erster Linie Hundebekanntschaften zu treffen, die auf freundliche Gegenseitigkeit stoßen. Das Verhalten von aggressiven Hunden könnte Ihr Haustier negativ prägen. Sollten Sie doch mal auf unerwünschte Gesellschaft stoßen oder Ihr Hund sich in Schwierigkeiten bringen, bieten Sie ihm Schutz. So wird auch Ihre Beziehung gestärkt. Wenn alles zu viel wird und Sie nicht mehr weiterwissen, sprechen Sie am besten mit einem Hundetrainer oder besuchen Sie eine Hundeschule. Die Experten wissen, was zu tun ist und kennen sich mit den verschiedenen Phasen des Hundelebens aus. Sie können das Verhalten Ihres Vierbeiners professionell einschätzen und mit fundierten Tipps und Übungen weiterhelfen.

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